Am 14.11.2007 hatten wir, die Klasse 10 am Freien Gymnasium Penig, im Rahmen des Geschichtsunterricht die einmalige Möglichkeit, mit einem Zeitzeugen des NS-Regimes zu sprechen und etwas mehr als nur das "übliche" über die Gefangenschaft in einem KZ (Konzentrationslager) zu erfahren. Als erstes erzählte Herr Gdanietz über die Zeit vor dem Grauen. Seine Gruppe wurde verraten und dann von der Gestapo abgeholt, dort bekam der 15-Jährige seine erste Prügel.
Er beschrieb den allgemeinen Hygienezustand in den Lagern als katastrophal. Dies
verdeutlicht der Schlafplatz im KZ, welcher aus Stroh bestand und die Halme von den
wimmelnden Läusen erzitterten. Seine Jugend verbrachte er im KZ; er war einer der
Jüngsten, ständig schwersten Arbeiten und den Schlägen der SS-Männer mit ihren
Reitpeitschen ausgesetzt. Allein diese ersten Worte genügten, um in unserer Klasse nun
den letzten Hörer zu fesseln. Aufgrund dieser Schilderungen veränderte sich die
Atmosphäre im Raum allmählich und wir wurden in diese grausame Zeit zurückversetzt.
Immer wieder sagte er: "Kehrt marsch marsch, kehrt marsch marsch!" Diese Hölle
spielte sich täglich für ihn ab. Grundloses Morden mit der Begründung erschossen
auf der Flucht war an der Tagesordnung.
Über die Verpflegung gab er an, dass zum Abendessen 300 g Brot und ein Löffel Marmelade
ausgeteilt wurden, zum Mittag gab es Wassersuppe und Reste vom Vortag, Früh am Morgen
trank er nur einen Kaffee, weil er sein Brot, welches er am Abend für den nächsten
Morgen erhielt, gleich verzehrte, damit es nicht geklaut werden konnte von den anderen
hungrigen Insassen.
Mehrmals betonte er die schlechte Hygiene, einerseits die Betten und anderseits, weil
sie mit den Fingern essen mussten. Als Schikane mussten sich die Häftlinge die Hände mit
Ziegelsteinen säubern.
In den Lagern wurden keine richtigen Namen verwendet, sagte er. Sein ,,Name" war im
KZ Stutthof die Ziffer "9654 und im KZ Sachsenhausen "hieß er
35988. Eine Flucht war unmöglich, der Kontakt zu den Eltern mittels Briefe wurde
zensiert. Die Wärter sagten oft: "Nach draußen kommt ihr nur durch den
Schornstein."
All diese grausamen Dinge schilderte er uns in der ersten Unterrichtsstunde, die andere
nutzten wir für unsere Fragen. Es war uns manchmal unangenehm, ihn über seine Qualen zu
befragen, und auf die Frage: ,,Sind Ihnen manche Fragen unangenehm?", antwortete er:
,,Ich kann über alles reden." Es war deutlich zu merken, dass diese beiden
Unterrichts-stunden eine harte, aber notwendige Begegnung mit der damaligen Zeit war
für Herrn Gdanietz und für uns. Es war ein sehr lehrreicher Geschichtsunterricht.
Vielen Dank Herr Gdanietz.
Tobias Boya, Klasse 10